Alles digital? – Kompetenzen für den Einsatz digitaler Medien

Von Lea Schulz & Igor Krstoski aus dem Buch Diklusive Lernwelten (CC BY-SA 4.0)

Digitale Medien sind die Zukunft eines zeitgemäßen Unterrichts. So werden immer wieder Stimmen laut, dass digitale Technologien zahlreiche neue Möglichkeiten auf dem Weg des modernen Lernens bieten.

Doch die Integration von Laptops oder Tablets in den Unterricht allein machen noch keine funktionierende Lernstrategie aus. Auch durch das Vorhandensein von digitalen Medien ist deren didaktisch sinnvoller Einsatz noch lange nicht sichergestellt.

Exemplarisch ist auf eine Meta-Studie von Christian Walter-Klose für den Förderschwerpunkt körperliche und motorische Entwicklung zu verweisen.

Mangelndes Fachwissen aber auch wenig Know-How über den didaktisch-methodischen Einsatz digitaler Medien stellt eine Barriere dar. So wurden für die Kinder und Jugendlichen verordnete Hilfsmittel mangels Fachwissen der Lehrer häufig nicht eingesetzt, die Verantwortlichkeit für Wartung der Hilfsmittel blieb ungeklärt.

Das TPACK-Modell

In diesem Zusammenhang scheint das weit verbreitete Technological Pedagogical Content Knowledge (TPACK)-Modell Hinweise zu geben, welche Kompetenzen über den Einsatz digitaler Medien im Unterricht entscheiden. 

TPACK-Modell: Kompetenzbereiche für den Einsatz digitaler Medien

Das TPACK-Modell beschreibt fachliches, bildungswissenschaftliches und technologisches Wissen als sich überlappende zentrale Wissensbereiche von Lehrkräften für das Unterrichten in einem durch Technologie geprägten Umfeld und leitet aus den jeweiligen Schnittbereichen für Lehrkräfte relevante Wissenskategorien ab.

Die einzelnen Kompetenzbereiche erklärt

Ausgehend von drei Kompetenzbereichen, die das allgemeine pädagogische Wissen (Pedagogical Knowledge, PK) und das auf ein Schulfach bezogene Fachwissen (Content Knowledge, CK) umfassen, wird durch das technologiebezogene Wissen (Technological Knowledge, TK) ergänzt. 

TK umschreibt den Umgang mit sich stetig verändernden und weiterwickelnden Technologien und kann somit durchaus als basales Technologienutzungswissen deklariert werden. Interessant werden die jeweiligen Schnittmengen zwischen den drei Kompetenzbereichen.

Mit dem Technological-Pedagogical Knowledge (TPK) wird geklärt: Wie kann man Inhalte leichter zugänglich machen?

Das Technological-Content-Knowledge (TCK) beschreibt Wissen über Technologieeinsatz gemäß der dem jeweiligen Unterrichtsfach zugeordneten Fachwissenschaft. 

Pedagogical Content Knowledge (PCK) wiederum stellt das (sonder-)pädagogische fachdidaktische Wissen dar. Dies erlaubt die Entscheidung über sinnvolle Verbindungen von Didaktik und Inhalt.

Die allgemeine Didaktik beschreibt damit die Grundlage der Arbeit mit allen Kindern, unabhängig vom jeweiligen Lehramt und (besuchten) Schulart. Das bedeutet, dass in Anlehnung an gängige Theorien ein Bewusstsein über etwaige Herausforderungen beim Lernen für alle Schüler:innen sowie Lösungsmöglichkeiten zur Überwindung potenzieller Lernbarrieren bekannt sind.

Spezifische Herausforderungen für bestimmte Personengruppen können mit sonderpädagogischer Expertise begegnet werden. Dieses findet man im Modell TPACK als PCK benannt.  

Angereichert wird dieses Wissen um technisches Wissen, bspw. über die Rolle Assistiver Technologien beim Schriftspracherwerb für den genannten Personenkreis. Das Mehrperspektivenmodell des TPACK wirft verschiedene Aspekte auf und berücksichtigt dabei didaktisch-methodische Zugänge. Dies gilt ebenso für die anderen Ebenen des Fünfebenen-Modells, das Lernen (und Lehren) durch, mit und über digitale Medien. 

In dem Überschneidungsbereich der drei letztgenannten spezifischen Kompetenzbereiche ist das Wissen über das Unterrichten mit und über digitale Technologien im jeweiligen Unterrichtsfach, das sogenannte TPACK.


Zum Weiterlesen

Wie können Schüler:innen im Unterricht eingebunden werden und unabhängig von eventuellen körperlichen Einschränkungen die gleichen Bildungschancen bekommen? Diese Fragen beantwortet das Buch Diklusive Lernwelten mit vielen Erfahrungsberichten und Anwendungen direkt aus der Praxis!

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