Von Lea Schulz und Igor Krstoski aus dem Buch Diklusive Lernwelten (CC BY-SA 4.0)
Die Corona-Krise hat aufgezeigt, wie Menschen und vor allem Schüler:innen ohne ein diklusives Konzept bei der Verwendung digitaler Medien ausgeschlossen worden sind und ihnen damit Bildung aus verschiedensten Gründen verwehrt worden ist.
Die Teilhabe und Bildungsgerechtigkeit wurden durch den Distanzunterricht erneut in ein allumfängliches Ungleichgewicht gebracht. Unzureichende Ausstattung, fehlende Medienkompetenzen bei den Lehrkräften wie gleichwohl bei den Schüler:innen und Eltern, fehlende diklusive Didaktik und häufig fehlende Kompetenzen wie Selbstregulation sowie eine eigenständige Handlungsvorausplanung vorzunehmen, hat einen Teil der Schüler:innen abgehängt.
Die Verwendung digitaler Medien im Bildungskontext Schule kann dagegen sogar die Chancengerechtigkeit erhöhen und Bildungsteilhabe ermöglichen. Das Potenzial digitaler Medien für heterogene Lerngruppen wird bisher nicht erkannt und ausgeschöpft. Die GMK beschreibt in ihrem Thesenpapier (vgl. GMK-Fachgruppe Inklusive Medienbildung 2018) drei Möglichkeiten der Teilhabe:
Teilhabe in Medien: Die Vielfalt und Diversität der Gesellschaft werden durch die Präsenz in den digitalen Medien abgebildet. Für die Schule bedeutet dies, dass die Schüler:innen beispielsweise dazu ermächtigt werden, sich im Internet frei zu bewegen, ihre Meinung zu äußern oder digitale Medien zum Selbstausdruck zu verwenden.
Teilhabe an Medien: Durch die barrierefreie Gestaltung von Medien wird die Teilhabe an digitalen Medien ermöglicht. Dies ist beispielsweise möglich, wenn Webseiten barrierefrei gestaltet, in einfacher Sprache zur Verfügung stehen oder Assistive Medien unterstützen, ein Gerät in Betrieb zu nehmen (z. B. Augensteuerung, Braillezeile, …).
Teilhabe durch Medien: Dies beschreibt die Partizipation durch Zuhilfenahme digitaler Medien (z. B. Assistive Medien) beim Lernen, bei der Arbeit oder bei weiteren Tätigkeiten. Für die Schule bedeutet dieser Aspekt die Teilhabe an Bildung durch den Einsatz von digitalen Medien, z.B. zur Individualisierung oder durch Technologien, die bei der Teilhabe unterstützen.
Die Rolle der Diklusion
Diklusion beschreibt damit diese drei Perspektiven der Teilhabe in, an und durch Medien für die Schule und beleuchtet die Möglichkeiten des gleichberechtigten Zugangs zu Bildung.
Digitale Medien bergen vielfältige Chancen, um im inklusiven Einsatz einen Beitrag zu Individualisierung des Unterrichts leisten, sowie die Kooperation und Kommunikation der Lernenden anzuregen und zu unterstützen. Digitale Unterrichtsplanung und -vorbereitung hat das Potenzial einer besseren Passung des Unterrichts an die diversen Voraussetzungen der Lernenden in inklusiven Settings. Hierfür ist eine digital-inklusive didaktisches Unterrichtsplanung und die Initiierung von Unterrichtsprozessen für einen zeitgemäßen Unterricht bedeutsam.

Chancen der Teilhabe durch den Einsatz digitaler Medien lassen sich auf mehreren Ebenen darstellen:
Ebene 1 (Individuum): Die erste Ebene beschreibt die Optionen der Unterstützung von Lernenden durch Assistive Technologien zur Kompensation einer Beeinträchtigung.
Ebene 2 (Lernebene): Die zweite Ebene beschreibt das Potenzial digitaler Medien für einen individualisierten Unterricht zum Lernen.
Ebene 3 (Lerngruppe): Die dritte Ebene umfasst das digitale kooperative oder kollaborative Lernen in Lerngruppen. Die digitalen Medien stellen hierfür mehr ein Werkzeug dar, dass zur Umsetzung gemeinsamer Wissenskonstruktion eine Verwendung findet.
Ebene 4 (Organisation): Die vierte Ebene wird bei der Betrachtung diklusiven Unterrichts häufig außer Acht gelassen. Sie zeigt auf, wie ein diklusiver Unterricht durch die digitale Vor- und Nachbereitung von Unterricht, durch eine digitale Form der Lernstandserhebung und Diagnostik oder digitale Dokumentation sich an die Lernvoraussetzungen der Lernenden anpasst und gleichzeitig die Lehrkraft entlastet, sich intensiv mit den einzelnen Schüler:innen zu befassen, da automatisierte Tätigkeiten nun durch digitale Medien geleistet werden können.
Ebene 5 (Gesellschaft/Umwelt): Inklusive Medienbildung stellt ebenfalls einen Anknüpfungspunkt an die Gesellschaft dar. Alle Schüler:innen sollen sich in der digitalen Welt orientieren können und haben ein Recht auf gleichberechtigte Teilhabe an dieser. Dazu müssen sie ebenfalls innerhalb von Schule befähigt werden und Medienkompetenzen ausbilden.
Zum Weiterlesen
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