Von Oliver Kunkel aus dem Buch “Neugier entfesseln!” (CC BY-SA 4.0)
Der Schulalltag findet heutzutage überwiegend drinnen im Klassenzimmer statt. Sportunterricht ist auch nur ein bis zwei Mal pro Woche. Fakt ist, die so wichtige Bewegung kommt dabei viel zu kurz!
Kinder und ihre Familien müssen deshalb zu vielfältigem Integrieren von Sport und Bewegung in den außerschulischen Alltag angehalten werden. Ihnen müssen möglichst konkret Wege im Verein, auf der Straße oder auch in der Wohnung und in der Natur aufgezeigt werden.
Kognitive Leistungstests wie der Flanker-Test können mit den Schülern mit und ohne körperliche Belastung probiert werden. So wächst ein Bewusstsein für die Wirkung von Bewegung nach einer Trainingsphase oder akuter Betätigung.
Die „professionelle“ Kontrolle und Dokumentation von körperlichem Training werden an manchen US-Schulen mit der Ausgabe und vernetzten Auswertung von Fitnessarmbändern betrieben. Die Praxis scheint die Schüler zu mehr Tätigkeit anzuregen.
Im Schulalltag ist Bewegung täglich zu integrieren. Sinnvolle Überschneidungen mit der Förderung der exekutiven Funktionen sind wertvoll.
- Für die Pausen müssen der Raum für den Aufenthalt im Freien und Anregungen für bewegungsintensives Spielen gegeben werden, zum Beispiel im Klassenrat zum Thema machen und kleine Hilfsgeräte wie Springseile mitbringen lassen.
- Die mittlere Belastung sollte 20 Minuten betragen. Das ist allerdings schwer in einen Unterrichtsablauf zu integrieren. Kombiniert man die Bewegung mit einer inhaltlichen kreativen Phase, könnte aber doch denkbar sein. Gerade die Kreativität profitiert von solchen Bedingungen.
- Phasen höherer Intensität können mit etwa 3–5 Minuten gut in den Unterricht integriert werden. Hometrainer, für einzelne Schüler wechselnd, intensive Bewegungseinheiten im Klassenzimmer ohne Gerät oder mit kleinen Fitnessgeräten lassen sich irgendwann auch von Schülern anleiten. Unterricht im Freien kann von kurzen Sprints begleitet sein.
- Die Kombination von körperlicher und kognitiver Beanspruchung kann vor allem im gut angeleiteten Mannschaftssport praktiziert werden. In einem Unterrichtsablauf ist aber auch eine Kombination denkbar, wenn zum Bespiel eine Arbeitsphase der Ideensammlung und des Wiederholens mit Lauf oder Bewegung verknüpft wird.
- Tai-Chi, Yoga, Taekwondo versprechen viel Unterstützung der Entwicklung, besonders der exekutiven Funktionen.
Das „Center of the Developing Child“ der Harvard-University hat online Forschungs- und Trainingsprogramme gesammelt und aufbereitet. Hier sind mannigfaltige Anregungen verfügbar.
Methodische Aspekte
Die Integration in den Unterrichtsablauf kann als kurze Einheit stets stattfinden:
- 3–7 Minuten als Teil jeder Unterrichtsstunde
- als Abwechslung nach aufwendiger Erklärphase
- am Stundenende, zu Beginn oder zwischendurch
Die Integration kann ganz unauffällig sein:
Ganz knappe Bewegungsanleitungen können spontan umgesetzt werden, wenn man das regelmäßig macht. Ich gebe gar keine Anweisungen, sondern nehme lediglich die erforderte Haltung ein, welche die Schüler zu imitieren gewohnt sind. So sind die Kinder stets sehr aufmerksam, ruhig und werden nicht von ständigen Kommandos belästigt.
Dabei kann der Lehrer in seinem Raum einfache, vielfältig auf kleinem Raum nutzbare Übungsgeräte griffbereit halten:
- Fitnessband und Kugelhantel
- Balance Board und Jonglierbälle
- Faszienrolle und -ball.
Mit Unterstützung von Sportlehrern macht sich der Fachlehrer fit für eine Vielzahl von Übungen. Auch externe Trainer, zum Beispiel für Yoga und Tai-Chi, können die Lehrer weiterbilden und inspirieren.
Schließlich ist auch denkbar, dass die Schüler die Übungen reihum anleiten. Eventuell steht online ein Übungspool zur Verfügung, und jeder leitet einmal zwei Übungen an. Das schafft Selbstwirksamkeitserlebnisse, Motivation, Neuigkeitsgrad, Verantwortungserfahrung und Gruppenstärkung.

Zum Weiterlesen
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